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Darum geht es

Das zunächst hormonsensitive Prostatakarzinom kann trotz einer Hormonentzugstherapie fortschreiten. Der Tumor wird dann als kastrationsresistent oder hormonresistent bezeichnet. Wann der Krebs hormonresistent wird, ist sehr unterschiedlich, dauert aber bei vielen Männern mehrere Jahre. Liegen gleichzeitig Metastasen vor, spricht man vom metastasierten hormonresistenten Prostatakarzinom (mCRPC). Zu welchem Zeitpunkt und wie die bisher bestehende Therapie auf die Hormonresistenz bzw. die Metastasierung angepasst wird, wird individuell und gemeinsam mit dem Patienten entschieden.1 

Ein älterer Herr mit Lesebrille schaut nach unten.
Novartis

Steckbrief mCRPC

  • Fortgeschrittenes Stadium
  • Metastasiert: Tochtergeschwülste in Lymphknoten, Knochen oder Organen
  • Hormonresistent: hormonunempfindlich, das heißt der Tumor wächst trotz Hormonentzugstherapie weiter
  • Untersuchungen: z. B. PSA-Bestimmung, MRT, CT, Knochen-Scan und PSMA-PET/CT
  • Palliation: Die Therapie kann nicht mehr heilen, soll jedoch den Krankheitsfortschritt verzögern, das Leben verlängern und die Lebensqualität verbessern oder erhalten

Hormonresistent – Tumorwachstum auch ohne Hormone

Das männliche Wachstumshormon Testosteron wirkt auf Prostatatumoren als Wachstumsreiz und die Tumorzellen teilen sich. Deshalb sprechen Prostatatumoren in der Regel auf den therapeutischen Entzug von Testosteron (Hormonentzugstherapie, ADT) sehr gut an.

Im Laufe der Zeit baut sich jedoch eine Resistenz auf. Das bedeutet, die Tumorzellen wachsen unabhängig von den Wachstumssignalen durch Hormone (Abb. 1). Eine Heilung ist in diesem Krankheitsstadium nicht erreichbar, jedoch stehen verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Lebensverlängerung oder Verbesserung der Lebensqualität zur Verfügung.2

Es sind drei Ansammlungen von Zellen nebeneinander dargestellt. In jeder Ansammlung sind einige Zellen hormonsensitiv, andere hormonresistent. Von links nach rechts nimmt die Anzahl der hormonsensitiven Zellen ab.
Novartis

Abb.1 
Schematische Darstellung einer fortschreitenden Prostatakrebs-Erkrankung. 

Die Entwicklungen von nicht metastasiertem zu metastasiertem und hormonsensitivem zu hormonresistentem Tumor sind in zwei Strängen abgebildet. Am Ende führen beide Stränge zum mCRPC.
Novartis

Liegen in diesem Krankheitsstadium zudem Tumor-Absiedlungen (Metastasen) vor, spricht man vom metastasierten hormonresistenten Prostatakarzinom, kurz mCRPC.

Das mCRPC kann auf unterschiedlichen Wegen entstehen (Abb. 2):

Diagnostik eines metastasierten hormonresistenten Prostatakarzinoms

Die Entwicklung von einem hormonsensitiven zu einem hormonresistenten Prostatakrebs (CRPC) kann im Rahmen der Kontrolluntersuchungen auffallen. So kann ein steigender Wert des prostataspezifischen Antigens (PSA) trotz Hormonentzugstherapie oder ein auffälliger Befund in der Bildgebung Anlass geben, weitere Untersuchungen durchzuführen.2

Der*die Ärzt*in kann dann unter anderem den Testosteronspiegel überprüfen, um festzustellen, ob das Testosteron durch die Hormonentzugstherapie wirklich wirksam unterdrückt ist. Liegt dieser Wert weniger als 50 ng/dl bei gleichzeitigem PSA-Anstieg oder bildgebendem Fortschreiten, ist das ein Kriterium für die Diagnose des CRPCs.

Abgebildet ist ein Reagenzglas mit dem Aufkleber PSA.
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Ein steigender PSA-Wert allein reicht nicht aus

Ein weiteres zentrales Kriterium für die Diagnose eines CRPCs ist ein steigender PSA-Blutwert. Ein einmaliger Anstieg ist dabei noch keine ausreichende Bestätigung. Für ein CRPC spricht, wenn der PSA-Anstieg einerseits in drei aufeinanderfolgenden Messungen mit mindestens einwöchigem Abstand gestiegen ist (davon zwei Anstiege um 50 % über dem Tiefstwert (Nadir)) und andererseits über 2 ng/ml liegt.2,3 Je höher der PSA-Wert ist, desto höher ist das Risiko, dass auch Metastasen vorliegen.1,5 

Bildgebung zur Diagnostik von Metastasen

Zwei Frauen und ein Mann stehen vor einem MRT und betrachten einen Befund.
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Fällt der Verdacht auf ein metastasiertes CRPC, wird die Ausbreitung der Erkrankung bestimmt. Eine präzise Bildgebung spielt dabei eine wichtige Rolle, um die Anzahl, Größe und Lage der Metastasen festzustellen.

Im Verlauf der Behandlung dient die Bildgebung außerdem dazu, zu verfolgen, ob die Therapie anspricht und z. B. das Wachstum des Tumors gebremst wird.

Je nach medizinischer Fragestellung kommen folgende bildgebenden Untersuchungen zum Einsatz:5

  • Knochenscan (Skelettszintigraphie)
  • PSMA-Positronen-Emissionstomographie-CT (PSMA-PET/CT)
  • Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT)
  • Einzelphotonen-Emissionscomputertomographie (SPECT)

Weitere Details zu den bildgebenden Verfahren finden Sie im Abschnitt Diagnose.

Therapieoptionen des mCRPC

In den letzten Jahren hat sich nicht nur die Bildgebung und damit die Diagnostik verbessert, sondern es sind auch weitere Therapien für das mCRPC entwickelt worden. Das bedeutet, auch im metastasierten Stadium gibt es noch zahlreiche Möglichkeiten (Abb. 3). Welche Therapie wann gewählt wird und in welcher Reihenfolge, ist von verschiedenen Faktoren abhängig.

Kriterien, die unter anderem in die Therapiewahl einbezogen werden:2

  • Stadium und Aggressivität der Erkrankung
  • Sind Beschwerden vorhanden, z. B. (Knochen-)Schmerzen
  • Wo sitzen die Metastasen
  • Gesamtmenge an Tumorgewebe im Körper (Tumorlast)
  • Mögliche Nebenwirkungen
  • Vortherapien und Therapieansprechen
  • Ihr körperlicher und seelischer Gesundheitszustand (Allgemeinzustand), Alter
  • Ihre persönlichen Wünsche und Ziele
Ein älterer Herr und seine Frau sitzen mit einem Arzt an einem Tisch. Der Mann unterhält sich mit dem Arzt.
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Ein wesentlicher Baustein der Therapie beim hormonresistenten Prostatakarzinom und auch im metastasierten Stadium ist die Hormontherapie. Dabei können zwei Formen unterschieden werden:

  • Hormonentzug durch Medikamente (ADT) oder Operation: Er unterbindet die Bildung von Testosteron. Der Testosteronspiegel im Blut wird minimiert.1
  • Hormonblockade: Medikamente dieser Kategorie hemmen die Wirkung von Testosteron, indem sie auf unterschiedliche Weise das Signal stören, mit welchem Testosteron das Wachstum der Krebszellen anregt. Dazu gehören Androgen-Rezeptor-Signalweg-Hemmer (ARPI). Der Testosteronspiegel wird von diesen Therapien nicht beeinflusst.1

Der Hormonentzug ist in der Regel nach wie vor fester Bestandteil der Basistherapie beim CRPC. Diese kann für eine bessere Gesamtwirksamkeit mit anderen Therapien kombiniert werden, z. B. mit einer Hormonblockade. Im metastasierten Stadium ist neben dieser Kombination auch eine Kombination von Hormonentzug und Chemotherapie, PARP-Hemmern, Radionuklid- und Radioligandentherapie möglich.2

Hormonentzug bei hormonresistentem Prostatakarzinom?

Abgebildet sind zwei Sprechblasen und ein Fragezeichen.

Es klingt wie ein Widerspruch: Warum macht es in vielen Fällen Sinn, eine Hormonentzugstherapie zu geben, wenn der Tumor doch hormonresistent ist?

Der Grund: Neben kastrationsresistenten Tumorzellen können hormonsensitive Tumorzellen weiterbestehen.2 Die Hormonentzugstherapie wirkt dann nicht mehr ausreichend und kann deshalb mit Medikamenten ergänzt werden, die andere Wirkmechanismen haben. Sie können insgesamt die therapeutische Wirkung verstärken.6

Liegen bereits Metastasen vor, stellen die nuklearmedizinischen Therapien eine Option dar. Dazu gehören die Radionuklidtherapie und die Radioligandentherapie (RLT). Diese Therapieformen mit radioaktiven Substanzen setzen direkt in bzw. an den Krebszellen an und bestrahlen sie „von innen“. Die Radionuklidtherapie richtet sich gegen Knochenmetastasen, die Radioligandentherapie erreicht Tumor und Metastasen.2,7

Eine weitere Möglichkeit zur Behandlung beim mCRPC bilden die PARP-Hemmer. Diese Medikamente hemmen ein bestimmtes Eiweiß. Mit diesem Eiweiß können Krebszellen Zellschäden am Erbgut der Zelle (DNS) reparieren. Wird das Eiweiß gehemmt, bringt das die Krebszelle zum Absterben.3

Medikamentöse Therapieoptionen beim mCRPC nach Chemotherapie und ARPI

Überblick über die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten beim mCRPC

Hormonentzug

Senkt den Testosteronspiegel im Blut, indem er bereits die Bildung des Hormons im Hoden unterdrückt.6

Hormonblockade

Blockiert die wachstumsfördernde Wirkung von Testosteron auf die Krebszellen.6

Chemotherapie

Hemmt die Teilung und Vermehrung der sich meist rasch teilenden Krebszellen.1

Radionuklidtherapie

Radioaktives Arzneimittel, das sich im Knochen einlagert. Dort bestrahlt es die Knochenmetastasen „von innen“.7

Radioligandentherapie

Radioaktives Arzneimittel, das an einen Eiweißrezeptor (PSMA) bindet. PSMA kommt vermehrt auf der Oberfläche von Prostatakrebszellen vor.8 Tumor und Metastasen werden somit „von innen“ bestrahlt.

PARP-Hemmer

Medikamente, die die Reparatur von Schäden an der DNS durch Hemmung des Enzyms Poly(ADP-Ribose)-Polymerase (PARP) blockieren.3

Abb. 3
Überblick über die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten beim metastasierten hormonresistenten Prostatakrebs (mCRPC).3,9

Unterstützende Therapien bei Metastasen

Über die genannten Tumorbehandlungen hinaus gibt es unterstützende (supportive) Therapien. Ein Beispiel sind Medikamente zum Schutz der Knochen, um Knochenbrüche oder -schmerzen durch Knochenmetastasen zu vermeiden. Da diese Medikamente Schäden am Kieferknochen verursachen können, sind bei einer geplanten Therapie eine vorherige Absprache und regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt erforderlich.2,3

Eventuell wird auch eine gezielte Bestrahlung von Metastasen empfohlen, um tumorbedingte Beschwerden zu lindern.2

Therapieziel: Palliation

Nach unten schauender älterer Mann im Gespräch mit einer Ärztin.
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Insgesamt sind in diesem Krankheitsstadium die Therapieziele: Krankheitsfortschritt verzögern, Symptome lindern, Lebensqualität verbessern oder erhalten, Komplikationen vermeiden.2 Zögern Sie nicht, Ihre*n Ärzt*in nach den Vorteilen und Risiken der einzelnen Therapieoptionen zu fragen und welche für Sie sinnvoll sein könnten.

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Quellen:

  1. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF). Patientenleitlinie II – Lokal fortgeschrittenes und metastasiertes Prostatakarzinom. Vierte Auflage, 2018. https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Patientenleitlinien/Patientenleitlinie_Prostatakrebs_2-184-0011web.pdf. Abgerufen am 06.08.2024.
  2. Deutsche Gesellschaft für Urologie u. a. S3-Leitlinie Prostatakarzinom. Stand Mai 2024. https://register.awmf.org/assets/guidelines/043-022OLl_S3_Prostatakarzinom_2024-06.pdf. Abgerufen am 06.08.2024.
  3. Cornford P. et al. EAU guidelines on prostate cancer 2024. https://uroweb.org/guidelines/prostate-cancer. Abgerufen am 17.07.2024.
  4. Hakenberg OW. Prostatakarzinom: Kein harmloser Alterskrebs. Dtsch Arztebl 2020; 117: 33–34.
  5. Krebsinformationsdienst. Prostatakrebs – Diagnose. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/prostatakrebs/diagnose.html. Abgerufen am 07.08.2024.
  6. Prostatahilfe Deutschland. Kastrationsresistenter Prostatakrebs – was hilft? https://www.prostata-hilfe-deutschland.de/prostata-news/kastrationsresistenter-prostatakrebs-behandlung. Abgerufen am 06.08.2024.
  7. Deutsche Krebsgesellschaft. Prostatakrebs – Behandlung im fortgeschrittenen Stadium. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/prostatakrebs/therapie/behandlung-im-fortgeschrittenen-stadium.html. 07.08.2024.
  8. Uniklinikum Tübingen. PSMA-Therapie. https://www.medizin.uni-tuebingen.de/de/das-klinikum/einrichtungen/kliniken/radiologie/nuklearmedizin/therapie/psma-therapie. Abgerufen am 07.08.2024.
  9. Krebsinformationsdienst. Prostatakrebs: lokal fortgeschritten oder mit Metastasen. https://www.krebsinformationsdienst.de/prostatakrebs/fortgeschritten-metastasiert. Abgerufen am 07.08.2024.